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Zeitzeugenberichte - Ausbildung und Beruf -
Eckard im Januar 2005
Karriere Als Karriere wird auch die schnellste Gangart der Pferde bezeichnet. Doch heute verbindet man damit wohl einen schnellen beruflichen Aufstieg. Beide Aussagen beinhalten aber das Wort schnell. Aber ist eine solche Karriere, die auch zum schnellen Erfolg führt, planbar? Planen sicher ja, aber auch so erfüllbar? Eine Karriere ist in der Regel von verschienen Faktoren abhängig und – wie so oft im Leben – entscheidet der Zufall. Bereits
in jungen Jahren steht neben dem Beruf auch die Familienplanung – oft
verbunden mit dem Bau eines Hauses – im Mittelpunkt einer Lebensstrategie. Soll
der Beruf oder die Fürsorge für eine Familie von ausschlaggebender Bedeutung
sein? Ich
hatte mich zu einem Kompromiss entschlossen, der aber auf Dauer angelegt für
beide Seiten nicht voll zufrieden stellend war. So
entschloss ich mich zunächst für die Karriere mit allen Konsequenzen, d.h.
voller Einsatz bei einem 9-10 Stundentag. In besonderen Fällen auch länger. Da
änderten beim Nachhausekommen auch die Worte unseres Sohnes nichts: Wofür
warst Du wieder so langweilig? Mit anderen Worten: Du kommst wieder so spät
nach Hause. Der Einsatz hatte sich aber gelohnt, denn kurze Zeit später wurde
ich zum Abteilungsleiter ernannt. Im Laufe der Zeit wurden Arbeitsaufwand und
Verantwortungsbereich immer umfangreicher. Zu meinem Aufgabenbereich gehörte
u.a. auch die Abwicklung des Exportgeschäftes. Mir wurde angedeutet, dass ein
2. Mann zu meiner Entlastung eingestellt werden sollte. Er sollte auch den Außendienst
für den Exportbereich wahrnehmen. In der Hierarchie sollte er auf gleicher
Stufe stehen. Konnte das gut gehen? Die Zusammenarbeit war nicht optimal. Die
viel gepriesene Teamarbeit fand nicht statt. Wir waren Konkurrenten. Das war
keine optimale Lösung, das erkannte auch die Geschäftsleitung. So
wurden wir beide zu einem Gespräch mit der Geschäftsleitung bestellt. Der
Hinweis der Sekretärin, es wären keine Geschäftsunterlagen mitzubringen, gab
mir zu denken. Es wurde zu verschiedenen Sachthemen unsere Meinung erfragt. Das
wiederholte sich eine Woche später noch mal. Hier stand m.E. eindeutig eine
Personalentscheidung zur Debatte. Da hieß es aufpassen, richtig argumentieren. Dieser
Tag war entscheidend für meine berufliche Laufbahn. Nach 14 Tagen erhielt mein
„Kollege“ die Kündigung, über die er mit mir nie gesprochen hat. Mir
wurde mit sofortiger Wirkung in einem komfortablen Einzelbüro die gesamte
Verkaufsabwicklung einschließlich Export in voller Eigenverantwortung übertragen. Ein
Karrieresprung ohne Planung, über den ein angeblich belangloses Sachgespräch
entschieden hatte. Aber
warum kein offenes Wort über die anstehenden Probleme personeller und
sachlicher Art seitens des Chefs?
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