Zeitzeugenberichte    - Familie und Gesellschaft -

 

Hendrik 
   
Gesellschaftliche Veränderungen seit 1945,  - Erlebte Zeitgeschichte -

Plötzlich war sie wieder da, die Erinnerung an Eckpunkte der Veränderungen vergangener Jahrzehnte, die mein Leben in einer sich wandelnden Gesellschaft prägten.

Von der Diktatur zur Demokratie, Kriegsende und Nachkriegszeit 

Ja, sie waren wieder da, die Bilder an das Ende des Krieges. Die Rückkehr in die zerstörte Heimatstadt. Der Abend auf dem Boberg, als ich auf das zerstörte Hamburg schaute und die sich gegen den Himmel abzeichnenden Silhouetten einer makaber anmutenden Trümmerlandschaft.  „Gott wo bist du, Gott wo warst du,“ hatte der Heimkehrer Beckmann gerufen in Wolfgang Borcherts „Draußen vor der Tür!“ Rufe, die scheinbar nichts bewirkt hatten und auf die es keine Antwort gab, ebenso wenig wie auf die Gräueltaten der Nazis, die nach und nach ans Licht kamen. Nachts hörte ich mit meinen Kopfhörern über den Detektor die Übertragung der Nürnberger Prozesse. Ich  hörte die Unschuldsbeteuerungen und die Berufung auf Befehlsnotstände durch die Angeklagten.  Keiner wollte die Verantwortung für die vielen Massaker und Kriegstoten übernehmen. Ein erbärmliches Bild. Das waren die Eliten, die Führer?

Es folgte eine Zeit bitterster Entbehrungen und Erfahrungen. Wir litten unter Kälte und Hunger, bis endlich die Schulspeisung das Ende der Trostlosigkeit ankündigte. Die Währungsreform beseitigte nach 3 Jahren schlagartig den Mangel der wichtigsten Lebensmittel und Gebrauchsgüter. Die Zeit des Schwarzmarktes war vorbei. Das Straßenbild war  geprägt von vielen Kriegsversehrten, manche von ihnen ohne Arme oder Beine. Oft konnten sie sich in den Resten ihrer verschlissenen Uniformen nur auf einem Holzbrett mit Rollen bewegen. Kolonnen von Frauen reichten mit bloßen Händen Steine und schichteten sie auf, um notdürftige Unterkünfte wieder bewohnbar zu machen. Frauen waren die „Helden“ jener Tage, die mit Energie und Entschlossenheit die Zukunft ihrer Familien sicherten. Langsam, ganz langsam erlebte ich, das Wiederaufleben der  Stadt. Diese Bilder haben sich tief in mein Gedächtnis eingeprägt. Ich kann sie nicht vergessen.

Die Gesellschaft, der Berufsanfang

Ja, so fing alles an im Beruf. Die harten Lehrjahre 1952 – 1955 in einem engen Büro, mit einem Chef, der wütend oft mit harter Hand seinen Betrieb führte. Gehorsam war mir anerzogen worden und Kommandos waren  überall die Stimme der Obrigkeit! Kommandowirtschaft ist der treffende Ausdruck für diese Form der Nachkriegswirtschaft. Kein Wunder, dass Misstrauen herrschte und Telefongespräche abgehört wurden. Manchmal entpuppten sich freundlich lächelnde Kollegen als Intriganten, die Nachlässigkeit oder Missgeschicke höheren Orts „verkauften.“ Vorsicht im Umgang mit anderen Menschen war mein Gebot der Stunde. Man musste schon „dazugehören,“ um teilzunehmen und etwas zu erfahren. Kein Wunder nach den Erlebnissen in der Nazizeit und der Vergeltung danach. „Dazugehören“ bedeutete aber auch die Solidarität der Gemeinschaft zu erfahren. Eine Solidarität, die in der Not der letzten Kriegs- und Hungerjahre ohne Ansehen der Person gewachsen war und Hilfe bot.

Der wirtschaftliche Aufschwung

Der beginnenden Aufschwung, gekennzeichnet durch die langsam wachsende Kaufkraft, zeigte sich in aufeinander folgenden Ess-, Bekleidungs-, Möbel- und Reisewellen, Folge tiefer Entbehrungen vorausgegangener Kriegsjahre. Ein kontinuierlicher Reigen abwechselnder  Preis- und Lohnerhöhungen begleitete das durch harte Arbeit wachsende Sozialprodukt und dokumentierte das Wachstum der Wirtschaft. Auch bei mir zuhause zogen nacheinander Kühlschrank und Waschmaschine ein und zeugten von beginnendem Wohlstand. Später wurde diese Entwicklung als Wirtschaftswunder bezeichnet.

Es war eine Zeit des knappen Geldes und der großen Bedürfnisse und Wünsche, denn viele Menschen hatten, wie auch meine Familie, im Krieg und auf der Flucht ihre letzte Habe verloren. Das war die Stunde des Versandhandels. Neckermann und Quelle boten Ratenzahlung an. Die Banken, die bis dahin Kredite nur gegen erstklassige Sicherheiten vergeben hatten, offerierten nun vorsichtig Konsumentenkredite. Das Bausparen wurde propagiert und später staatlich gefördert.  Ein neuer Traum , das „Eigenheim“.

Die Versöhnung mit dem Westen

Die Marshallplan Gelder hatten die wirtschaftliche Belebung in Gang gesetzt, und durch die  Ost-West Konfrontation wurden alte Feinde zur Schutzmacht. Die Teilung des Landes und der sich abzeichnende kalte Krieg belegte die Titelseiten der Zeitungen und verwies die Auseinandersetzungen mit dem Nationalsozialismus auf  hintere Plätze. Das nahm ich mit großer Verwunderung und Empörung zur Kenntnis, da immer wieder Topnazis in führenden öffentlichen Positionen enttarnt wurden.

In dieser Zeit leitete Konrad Adenauer den Versöhnungsprozess mit Frankreich ein und sorgte für die Rückführung der letzten deutschen Kriegsgefangenen aus Russland. Meine Mutter, die Französin war, begrüßte die Politik der Aussöhnung immer wieder durch begeisterte Intonierung der Marseillaise.  

Der Terrorismus

Die langsam sich bildende Wohlstandsgesellschaft wurde jäh aus allen Zukunftsträumen gerissen, als blutige Terroranschläge auch Westdeutschland erschütterten. Die olympischen Spiele in München wurden zum Desaster. Internationale Terroristen bedrohten die westlichen Industriegesellschaften. In Westdeutschland entstanden revolutionäre Bewegungen, die zu Terror eskalierten und zur Ermordung von Repräsentanten der Gesellschaft führten. Ich war fassungslos, drohte ein neues Chaos? Waren wir nicht auf dem besten Weg einer neuen demokratischen Gesellschaft? Wer wollte unsere neue Ordnung zerstören und was waren das für Motive? 

Und auch heute wieder bedrohen Terroristen die etablierten Gesellschaften, um durch Bombenterror ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen und die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit zu gewinnen. Hilflos und wenig effektiv empfinde ich die Reaktion der betroffenen Staaten mit Militäreinsätzen, der Einschränkung von Bürgerrechten und bürgerlicher Freiheit.

Umwelt und Umweltschutz

Der verschwenderische Umgang mit den Ressourcen, der wachsende Ausstoß von Schadstoffen, die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln und Umweltgiften erzeugte bei vielen Bürgern Unbehagen und Protest. Die Gefahr, die durch Kernkraftwerke drohte und durch die Veröffentlichungen des Insiders Traube offengelegt wurde, hatte viele Menschen beunruhigt. Neue Bürgerbewegungen ohne parlamentarisches Mandat entstanden und machten ihren Einfluss geltend.  Heute werden Sie als NGO´s
bezeichnet - Nichtregierungsorganisationen - und gewinnen nicht nur in der Öffentlichkeit immer größere
Bedeutung.

Ich erlebte eine Flut von Protesten und die Wirksamkeit des Unmuts, die Politik veranlasst, einzuschreiten und neue Gesetze zum Schutz von Natur und Umwelt zu erlassen. Und, was mich besonders erstaunt hat, die Förderung und der jahrzehntelange Lobgesang auf die Atomindustrie führte nach dem Desaster in Tschernobil  zu einer totalen  Ablehnung. Ungeheuerlich, die Frage der Endlagerung des Atommülls war nicht geklärt und ist bis heute nicht  geklärt!  In Deutschland werden keine Atomkraftwerke mehr gebaut.

Kalter Krieg und Friedensbewegung

Nicht erst seit Kriegsende beherrschten gegensätzliche Ideologien die Machtblöcke in Ost und West. Doch Europa und besonders das geteilte Deutschland wurde zum Zentrum des Machtkampfs und Machtanspruchs der ATOM Großmächte Sowjetunion und USA.

 So durchlebte ich, wie viele andere Menschen, die  Bedrohungsszenarien der internationalen Krisen zuerst um Berlin und Kuba mit ständiger Angst vor den  Folgen eines neuen Krieges. Die Erlebnisse und Bilder der Kriegsjahre machten mir an jedem Tag deutlich, wie schnell sich das langsam wieder aufblühende Land in eine Trümmerwüste verwandeln konnte. Denn das wusste ich, wie viele andere auch: In den Planspielen der Militärs war bei einer kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Ost und West unser Land der nächste Kriegsschauplatz. Nicht ohne Grund wurden Brücken wichtiger Verkehrsverbindungen wieder mit Sprengladungen „gesichert“! Doch das fragten wir uns immer wieder: „Würden Deutsche auf Deutsche schießen?“

Die seit Ende der 70er Jahre verstärkten Rüstungsanstrengungen der UDSSR und die Antwort des Westens mit der Stationierung neuer Mittelstrecken- und Interkontinentalraketen veranlassten die Menschen zu großen Friedensdemonstrationen. Der Vietnamkrieg, der Einmarsch der Russen in Ungarn und der Tschechoslowakei hatte das Bewusstsein der Bedrohung gestärkt und die Bilder der Kriege schürten auch in mir die latente Angst von einer immer bedrohlicher werdenden Gefahr und einer ungewissen Zukunft.

Da wurde die Friedensbewegung  zu einem grenzüberschreitenden, mächtigen Signal  mit Menschen- und Lichterketten. Sie gab mir und vielen Menschen neue Hoffnung auf die Erhaltung des Friedens und wurde zur  wichtigen Säule einer neuen Verständigungspolitik. 

Neue Ostpolitik und Koexistenz

Gegen starken Widerstand der Opposition wurde durch Bundeskanzler Willi Brandt eine neue Ostpolitik eingeleitet, welche die Annäherung der beiden deutschen Staaten und die Versöhnung mit dem Osten einleitete. Die Koexistenz wurde zum Synonym für das friedliche Nebeneinander der  Staaten und konkurrierender  Gesellschaftssysteme.  Ich bewunderte Willi Brandt für seinen Mut und seine Entschlossenheit und begleitete mit großem Interesse den Weg dieses oft in niederträchtigster Weise geschmähten Politikers, der schließlich den Friedensnobelpreis erhielt.

Die Wirtschaft im Umbruch

Das Ende der Hochkonjunktur  hatte sich schon vor dem Ölpreisschock des Jahres 1973 abgezeichnet und in noch geringen aber stetig wachsenden Arbeitslosenzahlen ausgedrückt. Die Abhängigkeit vom Öl und die Verflechtung der Wirtschaft mit den internationalen Märkten und Finanzsystemen wurde deutlich. Ich erinnere mich noch an die autofreien Sonntage und Spaziergänge auf der Autobahn. Ein besonderes Kennzeichen dieser Abhängigkeit war der Export und die Kursentwicklung auf den Devisenmärkten.  Staatliche Programme zur Belebung der Wirtschaft und Ankurbelung der Konjunktur brachten Teilerfolge, konnten aber den kontinuierlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit nicht stoppen. Auch in den Betrieben wurde der Ton härter. So hörte ich eines Tages im Gespräch „Auch auf gute Leute können wir verzichten“

Ich sah, wie die Einführung neuer Techniken, die Automation, der Einzug der Computer und die weitere Rationalisierung zur Freisetzung von Arbeitskräften in bis dahin unbekanntem Ausmaß führte. Die großen Anstrengungen für die noch hohen Wachstumsraten reichten nicht aus, um diesen Trend zu stoppen. Eine neue Dienstleistungsgesellschaft sollte entstehen. Das war das politische CREDO, die Antwort auf die zunehmende Arbeitslosigkeit. Und fast täglich hörte ich: „Wir brauchen höhere Gewinne, damit wir wieder investieren können, denn das schafft Arbeitsplätze!“  Das war die Antwort auf den veränderten Arbeitsmarkt, verbunden mit sich abzeichnenden Kürzungen der Bezüge. Später erfuhren wir, daß viele Investitionen getätigt worden waren, im Ausland, vorwiegend in Osteuropa und in Südostasien.

Zusammenbruch des Ostblocks, Wiedervereinigung

Die massive Aufrüstung, das glücklose militärische Engagement in Afghanistan und die Misswirtschaft  hatten die Volkswirtschaften des Warschauer Pakts und der UDSSR geschwächt. Der eigene Weg Polens und immer lauter werdenden Forderungen der Verbündeten nach größerer Freiheit und Unabhängigkeit zwangen zu Reformen. Michael Gorbatschow leitete 1985 mit der  „Perestroika“ Reformen ein, die sowohl den Warschauer Pakt als auch das Comecon, das Militärbündnis und die Wirtschaftsvereinigung Osteuropas schließlich zur Auflösung führte. Erstaunt und begeistert haben wir diese Entwicklung verfolgt. Das war ein neuer Weg zur Sicherung des Friedens und der Freiheit.

Die Bürger der DDR erklärten sich mit dem Ruf „Wir sind das Volk“ zum Souverän und setzten die Regierung ab. Sie schufen die Grundlage für eine freiheitliche Rechtsordnung. Die Bürgerrechtsbewegung hatte mit einer unblutigen Revolution die Panzer, Kanonen und Gewehre der Staatsmacht hinweggefegt. Ich war überrascht und fragte mich immer wieder, wie die Menschen, die seit frühester Jugend durch die Partei (SED )und der Nationalen Volksarmee (NVA) indoktriniert worden waren, die Kraft gefunden hatten, sich zu befreien. Später sollte ich darauf eine Antwort bekommen.

In Westdeutschland rieb man sich die Augen, als die Grenzen geöffnet wurden und die Menschen der DDR die Wiedervereinigung forderten. Schnell begriffen die Politiker, dass die Stunde des Handelns geschlagen hatte. Bundeskanzler Kohl und Außenminister Genscher erzielten in Verhandlungen mit den vier ehemals alliierten Siegermächten eine Übereinkunft für die gemeinsame Zukunft beider deutschen Staaten. Unglaublich schnell, empfand ich, war diese wenige Monate zuvor noch unvorstellbare Veränderung vollzogen worden, die mit großem Jubel aufgenommen wurde.

Der Einigungsvertrag vom 3. Oktober 1990 besiegelte die deutsche Einheit endgültig. Aus einer Bedrohung, einem alten Feindbild, waren in der neuen Sprache vieler Politiker „Brüder und Schwestern“ geworden.  Als ich 1991 von Peenemünde auf einem Ausflugsschiff nach Rügen fuhr und die Marineeinheiten, Flugzeuge und Panzer der NVA auf dem am Ufer gelegenen Militärgelände sah, dachte ich unwillkürlich: „Eine Beute ohne Krieg!“ Das alles war nun in das Eigentum der Bundesrepublik übergegangen. Was soll jetzt daraus werden?

Alles überflüssig, keine Kriegsgefahr mehr, wir sind befreit von der Bedrohung aus dem Osten und den Ängsten vor einer kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Ost und West. Das Ende dieses jahrzehntelangen Konflikts. Ich war wie viele Menschen im Westen Deutschlands erleichtert. Ängste und Bedrohungen konnten endlich verblassen. Ähnliches mögen die Menschen in Ostdeutschland gedacht haben, die mit den Worten „Schwerter zu Flugscharen,“ schon Jahre zuvor eine Friedensbewegung eingeleitet hatten.

„Alles überflüssig“ sollte jedoch auch eine andere Bedeutung erfahren, wie ich Jahre später auf meinen Reisen in Ostdeutschland beobachten konnte. Westdeutsche Konzerne ließen die großen unrentabel arbeitenden Fabrikanlagen in Ostdeutschland schließen. Die eigenen, vorhandenen Kapazitäten reichten aus oder wurden erweitert, um den neuen Bedarf zu decken. Aber nur wenige Betriebsverlagerungen gab es von West- nach Ostdeutschland, vorwiegend nur, wenn Aufbauhilfen oder Steuergeschenke lockten.

Die versprochenen blühenden Landschaften sind in einer verbesserten Infrastruktur, dem überall lockenden  Angebot in den neuen Tankstellen, Super- und Heimwerkermärkten zu finden. Gepflegte Ostseestrände mit neuer erlesener Hotellerie und Edelrestaurants sind der Ausweis investitionswilliger Aufbauhelfer, überwiegend aus dem Westen der Republik. Doch viele Menschen, die dort vor der Wende  in wesentlich bescheideneren Unterkünften in großer Zahl ihren Urlaub verbrachten, sind heute arbeitslos, oder in den Westen Deutschlands gezogen, um Arbeit zu finden.. Für die Menschen ohne Arbeit, bedeutete das Alimentierung  und  Hoffnungslosigkeit in der Mitte oder am  Ende eines langen wechselvollen Lebens. Für andere eine neue Freiheit mit allen Hoffnungen, Risiken und Ungewissheiten.  Ein Schicksal, das sie nun mit vielen „Brüdern und Schwestern“ im Westen Deutschlands  teilen. Ich habe den Eindruck, dass ein gigantischer Umbruch dieser friedlichen Revolution gefolgt war.

Eine neue Gesellschaft,  eine veränderte Demokratie

Globalisierung ist das Stichwort der neuen Zeit und der öffentliche Beleg für viele Veränderungen, die wir heute durch freien Welthandel, freie Kapitalmärkte, unbeschränkte Kommunikation erfahren. Die Folgen im Land sind wandernde Firmen, wanderndes Kapital und wandernde Arbeitsplätze. Ein immer kürzer werdender Rhythmus der Anpassung und Veränderung. Betroffen nehme ich wahr, dass  die Regierungen Ihren Einfluss auf  diese wirtschaftlichen Veränderungen und die sich beständig auflösenden Arbeitsplätze verliert.  Jeden Tag spukt meine Zeitung neue Belege dieses unheimlich anmutenden Exodus aus.

NGO´s, Nichtregierungsorganisation wie attac , greenpeace, amnesty international, transparency international und andere Organisationen, gestützt durch eine wachsenden  Menge von Sympathisanten, entstanden als Ausdruck des Protestes gegen manche Entscheidungen mit globaler Bedeutung. Es erstaunt mich schon, dass die Repräsentanten der „Freiheit“, der mächtigsten und  wirtschaftlich dominierenden Demokratien der Welt, gezwungen sind,  ihre Wirtschaftsgipfel unter strengsten Sicherheitsmaßnahmen und Massenprotesten abzuhalten. Es zeigt aber auch, wie eindrucksvoll die Proteste sind und welchen Einfluss diese Kräfte ausüben. NGO´s und Bürgerinitiativen erzwingen immer häufiger mit Bürgerbegehren eine direkte Bürgerbeteiligung an den Entscheidungen ihrer Kommunen und parlamentarischen Vertretungen. Ich erfahre: Unser demokratisches System befindet sich im Wandel.

Die Auswirkungen der Wettbewerbsorientierung, der starke Druck auf die Beteiligten, haben zu mehr Unsicherheit und Selbstbehauptung geführt. Das Schlagwort Ellenbogengesellschaft kennzeichnet die Auswüchse unserer Gesellschaft, die andererseits durch großzügige Hilfs- und Spendenbereitschaft eine beeindruckende Solidarität beweist. Genau besehen an jeden Tag auch vor unserer Haustür. Die Kräfte des Aufbruchs in eine solidarische Gemeinschaft wachsen wieder und scheinen dem ausufernden Individualismus und Egoismus Paroli bieten zu wollen. Das Gemeinwohl rückt wieder in den Mittelpunkt der Politik! Oder sollte ich mich getäuscht haben?

Jetzt, wo ich diese Zeilen schreibe, haben wir 50 Jahre Frieden in Deutschland. Wunderbar, hat es das in diesem Land schon jemals gegeben?  Ich bin sicher, auch für die Herausforderungen der neuen Zeit werden Lösungen gefunden werden. Hoffentlich mit friedlichen Mitteln.