Lippische Landeszeitung vom 27. Februar 2002

Bericht eines Schülers, veröffentlicht in der  Lippischen  Landeszeitung. Die Namen der Zeitzeugen wurden durch den Begriff  "Zeitzeugen" ersetzt, um Belästigungen der Zeitzeugen zu vermeiden. 
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Sehr geehrte Damen und Herren

 in der Schule im Geschichtsunterricht haben wir schon seit langer Zeit das Thema Nationalsozialismus und jetzt zur Zeit auch Juden und   
deren Verfolgung. Sie waren am Mittwoch, den 29.05.2002 bei uns in der Klasse am Gymnasium Blomberg, was mich sehr gefreut hat. Ich
wollte Ihnen hiermit nochmals danken, dass Sie die Zeit gefunden haben uns diese Zeit, die Sie erlebt haben näher zu bringen. Ich 
bewundere Euch, dass Ihr soviel Mut habt, nach all dem, was Sie erlebt haben, noch darüber zu sprechen.

Mit freundlichen Grüßen

W.K.

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Sehr geehrte Zeitzeugen, da ihr Besuch in der 10b im Gymnasium Blomberg am 29.5.liegt schon einige Zeit zurück und nun, nachdem das Abitur endgültig vorbei ist und W. Schon eine kurze Rückmeldung gegeben hat, will ich Ihnen endlich schreiben.

Zunächst meine persönliche Stellungnahme: In den vergangenen Jahren hatte ich einige Male Zeitzeugen im Unterricht, z.B. Karla Raveh
aus Lemgo, einige ehemalige jüdische Mitbürger aus Blomberg und die Großmutter eines Schülers. Diese Zeitzeugen haben in der Regel
von ihren Erfahrungen erzählt, manchmal wurden sie auch von den Schülern anschließend befragt. Die Fragen hatten sich die Schülerinnen
zuvor in Gruppen überlegt. Häufig  lief das Gespräch zunächst etwas zaghaft an, da die Schülerinnen zu nächst eine gewisse Scheu
überwinden mussten.

Mit Ihnen hatte ich erstmalig mehrere Zeitzeugen im Unterricht, die nicht aus einer Familie bzw. Stadt stammten, Interessant war für mich, dass sie sehr bewusst bestimmte Schwerpunkte gesetzt haben (Kriegsende) und den Schülern an kurzen Episoden sehr anschaulich Ihre damaligen Einschätzungen und Gefühle vermittelt haben (z.B. Herr Heinrich zum Brand der Synagoge in Heidelberg). Das war authentisch und wirkte sehr überzeugend. Die Situation der Bevölkerung bei Kriegsende und ihre unterschiedlichen Gefühle /z.B. der Schmerz) angesichts des Zusammenbruchs könne  ebenfalls im normalen Geschichtsunterricht nicht so ausführlich und differenziert vermittelt werden. Denn in Klasse 10 stehen mit der Russischen Revolution, der Weimarer Republik, dem III. Reich und der Bundesrepublik sehr wichtige und umfangreiche Themen auf dem Programm.

Da das Nachgespräch mit den Schülern erst nach einer Woche stattfand, habe ich die Schüler und Schülerinnen zunächst gebeten in Kleingruppen ihre Eindrücke zu besprechen. Dabei ist ihnen sehr schnell deutlich geworden, dass Sie bestimmte Schwerpunkte gesetzt hatten, und sie haben vor dem Hintergrund ihres eigenen Fragenkatalogs, den sie in Gruppen im Vorfeld zu verschiedenen Themen erstellt hatten, festgestellt, dass Sie kaum etwas zu Hitlers Person, zur „großen Politik“ bzw. zum Krieg gesagt haben. Mögliche Gründe dafür haben sie auf meine Nachfrage selbst schnell nennen können. Gern hätten die Schüler wohl noch mehr von Frau…. Erfahrungen in der Sowjetunion erfahren, die sie kurz vor Schluss eher beiläufig erwähnt hat.

Wie oben bereits angesprochen, hatte ich die SchülerInnen angeregt, einen Fragenkatalog zusammen zu stellen, damit sie sich ihrer eigenen Fragen an diese Zeit bewusst werden. Diese haben sie dann nur zum Teil stellen können, doch sind die antworten in Ihrem Gespräch häufig bereits vorweggenommen worden. So sind für die Schüler eigentlich keine Fragen offen geblieben. Während einige die Interviewmethode interessant fanden, hätten andere es wohl vorgezogen selbst Fragen zu stellen . Für sie gerieten die Ausführungen des Moderators manchmal zu lang. Ich fand die von Ihnen vorgestellte Methode recht interessant, zumal Sie ihre Akzente damit deutlicher machen konnten. Allerdings müssten wir LehrerInnen vielleicht doch mehr Zeit als zwei Stunden einplanen, damit die Schüler mehr Zeit für eigenes Nachdenken und Nachfragen hätten und den einen oder anderen Zeitzeugen auch einmal in einer Pause allein ansprechen könnten. Auf jeden Fall zeigte die Stille, dass sie alle sehr aufmerksam zuhörte! Großeltern, die ihnen über diese Vergangenheit erzählen, scheinen zu fehlen.

Für Ihr Engagement und die damit verbundene Fahrt in den lippischen Südosten danke ich Ihnen ganz herzlich. In der Fachkonferenz Geschichte werde ich über Ihren Besuch berichten und Sie weiter empfehlen.

Mit freundlichen Grüßen

Sabine Schlotter

 

 Jahr und Tag vom 12. Februar 2003

   Lippische Landeszeitung vom 9. Mai 2003

  

Westfalenblatt vom 15.12.2003


Sehr geehrter Herr Abeler,

ich möchte mich auf diesem Wege noch einmal ganz herzlich bei Ihnen und den anderen Zeitzeugen für  Ihre interessanten, persönlichen und ergreifenden Beiträge bedanken. Ich habe in der 6. Std. mit meiner Klasse über die Veranstaltung gesprochen.

Alle Schüler waren bestens zufrieden, viele waren noch zutiefst betroffen von den vielen Erzählungen. "wir haben gar nicht gewagt, zu viele Fragen zu stellen, sonst hätten wir vielleicht etwas falsch gemacht, die Leute unterbrochen....es war uns wichtiger, zuzuhören... besonders betroffen und beeindruckt hat uns vor allem der letzte Bericht von "Carl Heinz", wie sie ihn nannten....ich möchte mir gern mal aus dem Internet den Bericht von Carl Heinz herunterladen und in Ruhe zuhause durchlesen... aber auch die vielen anderen Beiträge waren Spitze... das sollten andere Schüler auch mal erleben....

Ich könnte fortfahren mit vielen Schüleräußerungen. Kein Schüler hat auch nur ansatzweise Kritik geübt. Interessant fand ich aber einige Vorschläge: " Wir hätten noch mehr Zeit haben müssen.. mindestens drei Unterrichtsstunden, dann aber mit einer kurzen Pause....vielleicht
könnte man ja daraus auch einen Projekttag machen, wo wir in Gruppen auch einzelne Zeitzeugen interviewen könnten...
" Eine Fülle weiterer positiver Anregungen, die wir vielleicht beim nächsten Mal, und wir würden Sie gerne mit Ihrer Gruppe wieder
in unserem Haus begrüßen, aufnehmen und überdenken könnten. So weit für' s erste in Kürze.

Nochmals Ihnen allen, auch im Namen meines Kollegen und der ganzen Schülerschar ein herzliches Dankeschön. Wir werden sicherlich weitere Kollegen finden, die unsere Anregungen aufgreifen werden. Ihnen allen und Ihren Familien wünschen wir ein schönes Wochenende, alles Gute und noch eine schöne Adventszeit.

Herzliche Grüße von Franz-Theo Nierenkerken und Ingo Kanig.

Auszüge aus Schülerbriefen

Alles was sie uns an diesem Tag erzählt haben, bleibt mir immer stets in Erinnerung. Ich fand das sehr
mutig von Ihnen, dass Sie uns über Ihre schreckliche Vergangenheit im Nationalsozialismus berichtet
haben.... Ein älterer Mann aus ihrer Gruppe sagte uns, dass man die Zeit nicht einfach so aus der Geschichte ausstreichen dürfte, weil die Menschheit nicht vergessen sollte, was für schreckliche Dinge wie
 z.B. die Juden Massenvernichtung in ganz Europa auf Befehl Adolf Hitlers verrichtet wurde und das
 60.000 Menschen im 2. Weltkrieg gestorben sind.

Lolita K.

Ich fand das Treffen mit Ihnen sehr lehrreich. Sie haben uns nicht nur einen Teil der Geschichte
wiedergegeben, sondern auch einen Teil Ihres Lebens. Das was Sie erzählt haben war aufschlussreich und
interessant. Sie haben uns ein Gefühl gegeben, wie es wirklich war.

Man konnte mehr mitfühlen, als wenn man dies nur aus dem Buch lesen würde, denn Sie haben dies 
miterlebt auf unterschiedliche Art und Weise. Sie sind auch immer auf unsere Fragen eingegangen, die
wir Ihnen gestellt haben und haben immer klar und deutlich darauf geantwortet. Ich bin dafür, dass so
etwas weitergeführt werden sollte, da es die Schrecklichkeit des Nationalsozialismus und dessen Folgen 
für Deutschland und die Welt lebendig hält und davor warnt, dass sich so etwas noch einmal wiederholt.

Martin S.

Ihr Besuch war sehr interessant und ich habe sehr viel gelernt. Mich würde es freuen, wenn weitere Schüler
über die Schandtaten der Nazis damals und auch heute erfahren würden.

Jan

Hiermit möchte ich mich recht herzlich bei Ihnen bedanken, dass Sie uns einen solch guten Einblick in
die damalige Zeit (Nazizeit) bieten konnten. Ich fand es sehr interessant ihre verschiedenen  Meinungen
zu hören und Ihnen auch unserer Fragen stellen zu dürfen, da wir auch so unsere persönlichen Fragen 
beantwortet bekamen! Meiner Meinung nach sind Sie sehr stark und ich persönlich finde es sehr mutig 
und gut von Ihnen, dass Sie über solch ein Thema sprechen. Denn ich habe daraus nochmals gelernt, nicht aufzugeben und Sachen von denen man nicht überzeugt ist, kritisch zu hinterfragen.(das tue ich jedoch
eh schon)

C.B.

Ich möchte mich hiermit persönlich für ihren Besuch an unserer Schule bedanken. Sie gaben mir durch 
ihre Erzählungen die Möglichkeit, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen. Mit Sicherheit versucht
man die Dinge, die damals geschehen sind immer kritisch zu sehen, aber ich glaube, dass Sie uns dies
erst richtig ermöglicht haben. Sie vermittelten uns die Erfahrungen aus der Vergangenheit. Ich glaube,
dass viele Menschen, die in der Vergangenheit geschehenen Dinge sehr sachlich nehmen. Sie besitzen
Faktenwissen über die Vergangenheit, aber Sie können die Emotionen nicht nachvollziehen. Natürlich
bin auch ich nicht in der Lage, das zu fühlen, was Sie fühlen. Sie haben meiner Meinung nach uns Ihre
Emotionen versucht zu vermitteln und ich glaube, dass das unheimlich wichtig ist.

Auch bin ich nunmehr fester als zuvor davon überzeugt, dass es für alle Probleme in unserer Gesellschaft 
eine diplomatischen Lösung gibt. Die Demokratie ist das beste Politiksystem, denn sie basiert auf dem
Fundament des „Miteinander" und ich bin mir sicher, dass ein friedliche Kooperation zur Lösung aller
Probleme beiträgt.

J.F.C.

Zu aller erst möchte ich ihrer Organisation danken, die solche Treffen zwischen den Zeitzeugen und
den Generationen die danach kamen veranstalten und möglich machen. Denn ich finde, dass es sehr 
wichtig ist, Informationen aus dieser Zeit aus erster Hand zu erhalten. Jeder kennt diese Ereignisse aus
Filmen, Dokumentationen und Büchern, aber ich finde es viel interessanter und warnender das von Leuten
zu hören, die das miterlebt haben.

Dann möchte ich den Zeitzeugen selbst danken, de es bestimmt nicht leicht für sie ist diese Erlebnisse
anderen Leuten mitzuteilen und sich in gewisser Weise auch zu öffnen. Denn ich denke keiner hat Spaß
daran, solche emotional tiefgreifenden Erlebnisse fremden Leuten anzuvertrauen.

Deshalb habe ich endlosen Respekt vor diesen Leuten, da ihre Vorträge uns vor solch schrecklichen Zeiten
warnen und uns einschärfen aufzupassen, so etwas nie wieder passieren zu lassen.

Dieser Ansicht bin ich auch, denn eine so unmenschliche Politik, die eine noch unmenschlichere Regierung
geführt hat, sollte nie wieder einfach so an die Macht kommen und über ein Land uns sein Volk regieren.

E. R.