Zeitzeugenberichte    - Ausbildung und Beruf -

 

Werner                                                                                                                      

   

Der Religionsunterricht im Wandel der Zeit

Erfahrungsbericht über 35 Jahre im Lehrerberuf   (1963 - 1998)                                                           Bielefeld, den 24. Januar 2005

 

 Religion war von jeher ein umstrittenes Unterrichtsfach. Welchen Stellenwert sollte es in der Schule einnehmen im Vergleich zu anderen Fächern, etwa Deutsch oder Geschichte? Gehört es überhaupt in eine staatliche Schule bei strikter Trennung von Staat und Kirche? (Beispiel DDR und Frankreich). Oder gehört es gerade auch in eine staatliche Schule? (Kulturgeschichte, Kulturträger, Kirchengeschichte, Toleranz gegenüber anderen Religionen und Konfessionen, Gleichheitsgrundsatz, Religionsfreiheit). Die abendländische Kunst bis ins 20. Jahrhundert wäre ohne christliche Religion überhaupt nicht denkbar.

1)  Evangelische Unterweisung

nannte man noch bis Anfang der 60er Jahre dieses Fach (mit 4 Wochenstunden in der Grundschule bis Klasse 4). Man meinte damit eine enge Bindung an die Kirche und ein „Einüben“ in den Glauben durch Lied, Gebet und regelmäßigen Schulgottesdienst. Die Behandlung biblischer Geschichten endete meist mit der Frage: „Was lerne ich daraus? Was bedeutet es in meinem Leben?“

2)  Religionslehre

Ab etwa 1965 verlagerte man die Kerninhalte des Faches weg von übertriebener Frömmigkeit hin zum Wissen über Kirche, Geschichte, religiöse Fragen in einer pluralistischen Gesellschaft und ethische Probleme in konkreten Situationen. Damit vollzog sich aber kein Wandel vom sog. „Gesinnungsfach“ zum reinen „Wissensfach“. Das galt übrigens auch für Deutsch und Geschichte. Alle drei Fächer würden als bloße Informationsbereiche verkommen, die die Probleme menschlicher Existenz und menschlichen Zusammenlebens überhaupt nicht berühren. Zu keinem Zeitpunkt der Entwicklung von Schule war dies der Fall.

3)  Schulgebet

Zu Beginn meiner Lehrertätigkeit 1963 war das Schulgebet am Anfang und am Ende eines Schulvormittags im Klassenraum - ganz gleich, welches Fach - selbstverständlich. Es wurde bis dahin niemals in Frage gestellt. Meist bestand das Gebet aus einem auswendig gesprochenen Vers. Beispiel für morgens: „Führe mich, o Herr, und leite / meinen Gang nach deinem Wort. / Sei und bleibe du auch heute / mein Beschützer und mein Hort! / Nirgends als bei dir allein / kann ich recht bewahret sein. / Amen.“ //

Beispiel für mittags: „Jeden Schritt und jeden Tritt / geh’ du, lieber Heiland, mit! / Gehe mit mir ein und aus, / führ’ du selber mich nach Haus! / Amen.“ //

Später zog sich das Gebet auf die Religionsstunde zurück, noch später auf den Anfang einer RU-Stunde. Ich behielt diese Gewohnheit bis 1998 bei und wurde 1975 vom Fachleiter eines Praktikanten einmal gefragt, ob ich das Gebet immer noch praktizierte, nachdem man es kurz zuvor abgeschafft hätte, um das Fach „mehr zu versachlichen“

4)  Inhalt des Religionsunterrichts

In den 70er Jahren entstand die Frage, ob RU bibelorientiert oder themenorientiert zu gestalten sei. Die Sorge um die Attraktivität dieses „ordentlichen Lehrfachs“ ließ diese Frage überhaupt erst aufkommen. Die Bibel als Grundlage des RU war bisher nie bezweifelt worden. Nun kamen aber lebensnahe existentielle Themenkataloge hinzu, die den Unterricht an Bibel, Gesangbuch und Katechismus ergänzen, wenn nicht gar ersetzen sollten. Zudem hatten die Klassen 7 und 8 kirchlichen Konfirmandenunterricht, der diese biblischen Inhalte übernehmen konnte. Aber auch hier wich man auf Themen aus, die eigentlich dem Sozial- und Sexualkundeunterricht zugeordnet werden mußten. Hier einige Beispiele:

Stoffplan Religion Klasse 9  Schuljahr 1991 / 92

                    1. Jugendsekten  a. Hare Krishna   b. Mun - Sekte   c. Baghwan

                    2. Christliche Kirchen und Sekten

                    3. Aberglaube und Wahrsagerei:   Spiritismus, Okkultismus

                    4. Jugendkriminalität

                    5. Tod und Leben   a. Sterbehilfe bei alten und unheilbar kranken Menschen

                                                   b. Lebensunwertes Leben?

                                                   c. Selbstmord

                                                   d. Ist mit dem Tode alles aus?

                                                   e. Grenzgebiete zwischen Leben und Tod

                    6. Krieg und Frieden  -  und die Bergpredigt

Stoffplan Religion Klasse 10  Schuljahr 1992 / 93

           I.  Thema: Tod und Leben     1. Der geschminkte Tod und der ungeschminkte Tod

                            2. Sterbehilfe: Darf der Arzt dem Patienten die Wahrheit sagen?

                            3. Selbstmord

                            4. Grenzgebiete zwischen Leben und Tod

          II.  Thema: Liebe, Partnerschaft, Ehe, Sexualität

                            1. Bestimmung des Menschen durch die Bibel

                            2. Verhältnis von Mann und Frau in unserer Gesellschaft

                            3. Sexualität im Leben von Mann und Frau

                            4. Ehe - ohne Trauschein - Ehescheidung - Ehelosigkeit

                            5. Geburtenregelung, Schwangerschaftsabbruch

                            6. Verhältnis zum Kind (u.a. zum ungeborenen, zum unehelichen K.)

                            7. Homosexualität - Prostitution - Stellungnahmen der Kirchen dazu

 5)  Mündliche Beteiligung und schriftliche Tests

Die mündliche Beteiligung ist in jedem Unterricht zunächst nur quantitativ meßbar. Die Qualität des einzelnen Schülerbeitrags ist zwar leichter festzustellen, aber auch nicht ganz einfach zu bewerten. Schriftliche Fragen an die Schüler können von diesen schon differenzierter beantwortet werden, ebenso frei formulierte aufsatzähnliche Stellungnahmen zu einem vorgegebenen Thema. Daraus ergibt sich die Bewertungsskala für die

6)  Zensuren

Soll ein solch sensibles Fach überhaupt zensiert werden? Kann man Religiosität mit schematischer Elle messen? Diese Grundsatzfrage tauchte immer wieder auf. Andererseits mußte ein „ordentliches Lehrfach“ auch mit anderen Fächern vergleichbar sein. So wurde die mündliche Beteiligung und Aktivität mit kritischen Fragen und Beiträgen sowie die Wissenswiedergabe, auch das allgemeine Vorwissen, zum überwiegenden Bewertungsmaßstab für die Religionszensur. Aber auch mitgebrachtes Material wie Zeitungsartikel und Buchauszüge wurden zur Bewertung von Aktivität herangezogen. Schließlich spielte eine sorgfältige Heftführung eine geringere Rolle, manchmal bei schweigsamen Schülern zum Ausgleich auch etwas mehr.

Die Religionszensur als Ausgleichszensur für schlechte Noten in anderen Fächern spielte für manche Schüler schon eine Rolle, am RU teilzunehmen oder sich wieder anzu-melden, ein schwaches Ersatzmotiv für wirkliches Interesse. Sie glaubten, eine mindestens befriedigende Religionszensur sei leichter zu „haben“ als woanders. Diese Überlegung war teilweise sogar zutreffend.

7)  Abmeldungen vom RU

In meiner eigenen Schülerzeit bedeutete die Kirchenzugehörigkeit automatisch die Teilnahme am konfessionsgebundenen Religionsunterricht. Das war auch in meinen ersten Lehrerjahren der Fall. Gegen Ende der 60er Jahre wurde die jederzeitige Abmeldung vom RU ohne Angabe von Gründen eingeführt, und zwar bis zum vollendeten 14. Lebensjahr durch die Eltern, danach durch den religionsmündigen Schüler. Das hatte allein für die Stundenplangestaltung erhebliche Folgen: Entweder wurde der RU auf sog. „Eck- stunden“ verlegt (1. oder 6. Stunde), so daß die Nichtteilnehmer entweder später kamen oder früher nach Hause gehen konnten. Oder die Nichtteilnehmer mußten in sog. „Mittel- stunden“ in einem anderen Raum gesondert beaufsichtigt werden. Bei geringerer Anzahl konnten die Schüler auch auf andere Klassen mit anderen Fächern verteilt werden. Auf keinen Fall sollten sie im RU im selben Raum - etwa in der letzten Reihe - passiv anwesend sein oder Hausaufgaben erledigen, weil das auf die teilnehmenden Schüler demoralisierend wirkte. Moslemische Schüler nahmen von vornherein nicht am christlichen Religionsunterricht teil, es sei denn, sie oder ihre Eltern erklärten sich schriftlich mit der Teilnahme ausdrücklich einverstanden.

Am 1. September 1975 schrieb ich an den damaligen Kultusminister des Landes NRW, Girgensohn, in Düsseldorf, eine Eingabe zu mehreren schulpolitischen Themen, auch zur Abmeldung vom Religionsunterricht. Ich zitiere daraus einige Passagen:

„Bekanntlich kann sich der religionsmündige und religionsmüde Schüler jederzeit vom Religionsunterricht abmelden. Andererseits ist Religion ordentliches Lehrfach. Schon das ist ein Widerspruch. Wie mir einige Schüler von sich aus freimütig erklärten, sind Motive für die Abmeldung überwiegend Bequemlichkeit und die Person und die Unterrichtsweise des Religionslehrers. Mit weitem Abstand folgen Gewissensgründe oder religiöser Überdruß. Ärgerlich ist hier die Tatsache, daß wiederum keine Alternative angeboten wird wie etwa in Niedersachsen (Religionskunde) oder in Bayern (Philosophie, Ethik), und zwar im Sinne eines Wahlpflichtfaches. In NRW werden so die verbleibenden Schüler für dumm oder fromm oder faul (Erwerb einer billigen Ausgleichszensur) gehalten. Abmeldungen sind selten individuell, sondern grassieren wie eine Epidemie, die auch wieder aufhört, die aber den Stundenplan der Schule fortwährend torpediert. Problemorientierter Religionsunterricht kann gar keine Gewissenstyrannei oder Manipulation sein. Dann wäre jegliche Erziehung Manipulation. Bevor ich etwas ablehnen kann, muß ich es kennengelernt haben. Erlasse wie derzeit gültig leisten dem Massenverhalten Vorschub, den bequemsten Weg zu wählen. In keinem Fach läßt sich die Sinn- frage des Lebens deutlicher artikulieren. Didaktische Vielfalt und methodischer Einfallsreichtum gerade in den letzten Jahren werden durch stumpfsinnige Erlasse zunichte gemacht, von Juristen, die theologische Probleme und die Befassung damit regeln sollen.  

Es wird beantragt,  a) die Abmeldung - wenn überhaupt - nur zum Schulhalbjahr und Schuljahresende zuzulassen. obligatorisch zu machen oder                                     Alternativfächer nach dem Muster von Niedersachsen und Bayern verbindlich anzubieten.

Der vorstehende zitierte Auszug ist ebenfalls Teil meiner Eingabe, die sich mit den Hauptthemen A) Unterricht und B) Erziehung befaßte und Stellungnahmen sowie Änderungsgesuche enthielt. Seinerzeit unterschrieben außer mir 11 Kolleginnen und Kollegen unserer Schule diese Eingabe. Die Antwort des Kultusministers NRW in Düsseldorf vom 5. Februar 1976 enthielt die Mitteilung, daß unsere Eingabe zur Veröffentlichung an die Bezirksregierung Detmold sowie an die beiden Berufsverbände GEW und RLV weitergeleitet worden sei. Leider haben wir davon nie wieder etwas gehört.

8)  Konfessionen und  Religionen  Der Religionsunterricht wurde grundsätzlich nach christlichen Konfessionen erteilt. Es gab aber auch einige Ausnahmen: a) Bei plötzlicher Erkrankung des katholischen Religionskollegen wurde die kleinere Schülergruppe von mir mit unterrichtet. Dieser Kollege war zugleich Fachleiter und mußte einmal für ein  halbes  Schuljahr  2 Wochenstunden katholischen RU in Kl. 5 abgeben. In einem Brief fragte er die Eltern, ob sie damit einverstanden wären, daß ich diesen Unterricht ökumenisch in der ganzen Klasse abhalten könne. Keine der Eltern erhoben Einspruch. b) In der Kl. 10 sahen und besprachen wir im gemeinsamen RU manchmal Filme im Schulfernsehen der Themenreihe „Gott und die Welt“ (1987). Eine katholische Kollegin in der Kl. 10 mußte zu einer mehrwöchigen Kur.

Die Schüler, die Kollegin und ich sowie die Schulleitung waren damit einverstanden, daß ich als evangelischer Religionslehrer die katholische Schülergruppe allein unterrichtete, und zwar für die Dauer des Kuraufenthaltes. c) Schulgottesdienste und sog. „Frühschichten“ wurden grundsätzlich ökumenisch vorbereitet und durchgeführt. Das lag auch an der guten Zusammenarbeit mit den katholischen Religionskollegen. Die Schüler waren ohnehin damit einverstanden. d) Gelegentlich nahmen auch moslemische Schüler am christlichen RU teil. Dadurch lernten sie unsere Religion und wir den Islam besser kennen.

e) Mit den ev. Schülern der Klasse 6 besichtigten wir im Laufe des Schuljahres einmal eine katholische Kirche, später die ev. Lutherkirche und zuletzt den Sieker Friedhof. Das war wegen der vielfältigen Grabsteine mit ihren Inschriften besonders interessant.

 9)  Moderne Lieder, Gospels, Gitarre, Musik, Medien und Meditation

Das Singen moderner religiöser Lieder und Gospels zu meiner Gitarre gehörte in meinem RU zu jeder Stunde. Das hatte für Schüler und Lehrer immer etwas Erfrischendes und half die Müdigkeit in der 1. oder 6. Stunde zu überwinden. Auch das Hören von religiöser Musik sprach die affektiven Kräfte im Schüler an und förderte die Konzentration. Die Einsatzmöglichkeiten von Medien sind so vielfältig, daß ich hier nur zwei Beispiele herausgreifen will: Das Hörspiel vom Tonband über biblische Geschichten oder die Hörfolge über ein religiöses Thema und der Videofilm. Eine sorgfältige Auswahl und sparsamer Einsatz angesichts der medialen Überfütterung heutiger Schüler bereicherten auch den RU sehr, steigerten das Interesse und belebten die anschließende Diskussion.

Schwierig und gewagt war eine Meditation, etwa mit einem Bild oder - in einem verdunkelten Raum - mit einem Dia, manchmal von meditativer Musik begleitet. Sie stellte hohe Anforderungen an Disziplin und Konzentration und konnte leicht mißlingen. Deshalb habe ich sie nur selten und in kleinen Gruppen meist älterer Schüler versucht.

10)  Schulgottesdienst und „Frühschicht“

Schulgottesdienste fanden in unserer Schule anfänglich höchstens dreimal im Schuljahr statt: Zum Reformationstag, in der Adventszeit und meist noch vor der Entlassung der Klassen 10. Es wurde dazu eingeladen, in der Regel zur 1. und 2. Stunde, manchmal auch zur 5. und 6. Stunde eines Unterrichtsvormittags. Wir waren abwechselnd in der nahegelegenen katholischen Liebfrauenkirche oder der evangelischen Jakobuskirche zu Gast. Ich nahm Kontakt mit dem jeweiligen Pfarrer auf - übrigens der einzige zwischen Schule und Kirche - und ersuchte um Unterstützung bei der Gottesdienstgestaltung. Eine Vorbereitungsgruppe übte eine Sprechmotette oder ein biblisches Rollenspiel ein, formulierte Gebete, Ansagen und Lesetexte, wählte die Lieder aus, von der Gitarre und z. B. einer Querflöte und/oder der Orgel begleitet. Der Aufwand war manchmal groß, aber die äußere und innere Beteiligung der Schüler auch, ebenso die nachträgliche Rückmeldung.

In den letzten Jahren fand immer mehr die sog. „Frühschicht“ Anklang bei den Schülern. Sie begann mit Liedern, Gebet und einem Sprechtext oder einem darstellenden Spiel und endete im zweiten Teil mit einem gemeinsamen Frühstück, meist der Klassen 8 - 10, zuerst mit etwa 40 Schülern, beim letzten Mal im Juni 1998 mit 72 Schülern.

II.  Veränderungen (Schule im Wandel der Zeit):

Die Veränderungen, die sich in meinen 35 Lehrerjahren in der Schule vollzogen haben, sind nicht nur zahlreich und vielfältig, sondern auch durchgreifend, einander bedingend und bis in den persönlichen Lebensbereich wirksam. Sie sind größtenteils nicht mehr rückgängig zu machen und daher unumkehrbar. Manche voreiligen, oft ideologisch begründeten Reformen, z. B. die Mengenlehre in Mathematik, waren eine Modeerscheinung und sind wieder verschwunden. Andere Neuerungen erwiesen sich in der Praxis als unzulänglich oder gar schlecht, so daß man zum Altbewährten zurückkehrte. Dabei wurden aber viele Schüler zu Versuchskaninchen, die in ihrem Bildungsweg beeinträchtigt waren. Ich habe in meinem Erfahrungsbericht viele Einzelbeispiele von Veränderungen aufgezeigt und will hier nur noch einmal kurz und beispielhaft zusammenfassen:

a) Schlechter geworden sind die Konzentrationsfähigkeit und die Arbeitshaltung vieler Schüler, erklärbar durch Reizüberflutung, Bewegungsmangel und vielfache Ablenkungen. Auch geringere Leistungsanforderungen und eine zu wohlwollende Zensurengebung können dazu beigetragen haben. Die Elementartechniken (Rechnen, Schreiben, Lesen) werden zu wenig eingeübt und daher nur unzureichend beherrscht. Unverschämtheiten gegenüber Lehrern sind in untergrabener und geschwundener Autorität zu suchen, Gewaltbereitschaft gegenüber Mitschülern hat in Gewaltfilmen eine ihrer Ursachen.

b) Positiv zu vermerken ist größer gewordene Freiheit und Offenheit gegenüber anderen Menschen, auch Lehrern und Mitschülern. Die freimütige Meinungsäußerung, die sich dazu um Toleranz bemüht, ist ein Gewinn für die heutige Schule. Die Kritikfähigkeit hat zugenommen, ebenso das Allgemeinwissen, wenn auch in anderen Bereichen als  früher (Computertechnik, Fernsehen). Angst vor tyrannischen Lehrern ist fast verschwunden, Entfaltung der Persönlichkeit muß noch durch mehr Gemeinschaftsgeist ergänzt werden.

c) Geblieben ist die Bereitschaft, sich für eine „gute“ Sache zu engagieren, sei es für eine soziale Aufgabe, für ein interessantes Fach oder für einen begeisternden Lehrer, seien es außerschulische Tätigkeitsfelder, die in die Schule hineinwirken. Noch immer wird begeistert Musik gemacht, Theater gespielt oder Sport getrieben, wenn auch stets von einer Minderheit. Auch das war „immer so“. Kontinuität ist Beständigkeit im Wandel.

 III.  Ergänzende Schlußbemerkungen

Für mich als Lehrer ist im Rückblick - bei aller Veränderung - das Engagement immer der rote Faden geblieben, der sich durch das ganze Berufsleben zieht. Der Wandel und das Bleibende bedingen einander, vieles hat sich gewandelt, manches ist geblieben. Auch die eigene Person hat sich in 35 Jahren verändert und hat sich mit den äußeren Veränderungen neuen Aufgaben gestellt. Unveränderlich sind für mich die Elementartugenden eines Lehrers: Engagement, pädagogisches Handeln in konkreten Situationen, Sachlichkeit, Gerechtigkeit, Kinder gern haben, Akzeptanz möglichst jeden Schülers.